Wenn du diesen Artikel liest, weißt du vermutlich schon einiges über die Hashimoto Thyreoiditis. Bevor ich loslege, möchte ich dich darauf hinweisen, dass ich kein Arzt bin und der Artikel nur meine selbst gemachten Erfahrungen wiedergibt.

Hier noch eine kurze Zusammenfassung der Erkrankung:
Hashimoto Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung. Durch eine fehlgeleitete Immunreaktion zerstört der Körper das Schilddrüsengewebe und es kommt zu einer chronischen Entzündung des betroffenen Gewebes und als Folge zu einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose). Vereinfacht ausgedrückt.

Ohne Schilddrüse läuft nichts wie es soll

Bei einer Funktionsstörung der Schilddrüse, funktioniert nur noch sehr wenig problemlos in unserem Körper und unserer Psyche.

Die Schilddrüse ist nämlich u.a. zuständig für die Wärmeproduktion, den Sauerstoffumsatz, den Eiweiß- Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel, den Eisenstoffwechsel, den Energiestoffwechsel, die Regulation des Wasserhaushalts, das Knochenwachstum, das seelische Gleichgewicht und die Verdauung.

Durch diese immense Beteiligung an so vielen Vorgängen im Körper ergibt sich ein breit gefächertes Beschwerdebild:

Müdigkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, allgemeine körperliche Erschöpfung, fehlende Belastbarkeit, Motivations-, Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme, erhöhte Kälteempfindlichkeit, Depressionen, Infektanfälligkeit, Schlafstörungen, Gelenkschmerzen, Haarausfall, trockene Haut, brüchige Fingernägel, Blähungen, Verstopfung, Zyklusstörung bei der Frau, Libidoverlust, depressive Verstimmung, Muskelschwäche und Muskelschmerzen, Herzrhythmusstörungen etc. *


Da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt können die Symptome der einzelnen Betroffenen sehr unterschiedlich ausgeprägt und vorhanden sein.

Hashimoto Thyreoiditis und Ernährung

Autoimmunerkrankungen scheinen außerdem recht gesellig zu sein, so haben viele Hashimoto PatientInnen weitere Autoimmunerkrankungen. Bei mir besteht noch Rosacea (im Anfangsstadium) und eine reaktive rheumatoide Arthritis. Wobei letztere nicht mehr sehr häufig auftritt und zumindest die Arthritis eventuell vor der Schilddrüsenerkrankung da war. Im Nachhinein lässt sich das aber nicht mehr feststellen. Für meine Autoimmunerkrankungen liegt eine gewisse familiäre Disposition vor.

Mehr Wohlbefinden durch die richtige Ernährung

So, jetzt zum eigentlichen Thema, der Ernährung. Vor ein paar Jahren habe ich begonnen meine Ernährung komplett umzustellen. Die Ernährungsempfehlungen zu meinen Erkrankungen sind zum Glück sehr ähnlich.

Ich muss zugeben, dass ich immer eine Naschkatze war. Vor allem die rosa verpackten Pralinen aus dunkler Schokolade gefüllt mit Kirsche und Alkohol habe ich sehr geliebt und noch einige künstlich anmutende Gummi Naschereien in bunten Farben. Außerdem war ich ein riesiger Fan von Chips: besonders die Salzigen und Salt and Vinegar…

Wenige Tage nach Umstellung meiner Ernährung sind mir erste positive Veränderungen aufgefallen. Ich hatte keine Blähungen mehr, die davor auf der Tagesordnung standen. Manchmal trug ich eine regelrechte Kugel vor mir her und fühlte mich furchtbar unwohl.
Mein Mittagstief, in dem ich zu nichts zu gebrauchen war – verschwunden – und das ganz ohne Kaffee oder Energydrinks. Ich fühle mich seither generell fitter und leistungsstärker. Außerdem kann ich besser schlafen und meine Haare und Haut sind nicht mehr so trocken.
Zu Beginn habe ich 2 kg abgenommen. Mittlerweile hat sich mein Stoffwechsel aber auf meine Energiezufuhr eingestellt und ich wiege genauso viel wie zuvor.

Meine damalige Ernährungsumstellung habe ich NICHT Schritt für Schritt vollzogen sondern buchstäblich von jetzt auf gleich. Für mich ist es einfacher ganz auf etwas zu verzichten, als mir Ausnahmen zu gönnen. So zögert man meiner Erfahrung nach nur das Unvermeidliche hinaus und kommt immer wieder auf den Geschmack des eigentlich Verbotenen.

Hashimoto Thyreoiditis – die Unverträglichkeiten und andere Ärgernisse

Folgende Unverträglichkeiten und Absorptionsstörungen werden mit einer Hashimoto Thyreoiditis in Verbindung gebracht:

Glutensensitivität: Von Weizengluten bekomme ich Blähungen und werde furchtbar müde. Dinkel und andere glutenhaltige Getreidesorten vertrage und esse ich.
Histaminunverträglichkeit: Ich vertrage keinen Rotwein, keine Tomaten, schlecht Nüsse und Käse, davon bekomme ich Kopfschmerzen, Hautausschlag (nur wenn ich es übertreibe) und Durchfall.
Laktoseintolleranz: Von Milch bekomme ich, wie viele Leute Durchfall und richtig schlimme Darmkrämpfe.
Fructose Malassimilation: Damit habe ich keine Probleme

Konkret bedeutet es, dass ich folgende Lebensmittel von meinem Speiseplan gestrichen habe:

  • glutenhaltige Nahrungsmittel (insbesondere Weizen)
  • Milchprodukte (manchmal esse ich Schafs- und Ziegenkäse)
  • weitestgehend raffinierten Zucker
  • Fertigprodukte (auch keine Saucen)
  • Wurstwaren
  • herkömmliche Süßigkeiten oder Chips
  • Sojaprodukte (ab und zu Bio Sojasauce)
  • Tomaten (vertrage ich nicht)
  • frittierte Speisen
  • Paprika (Verdauungsprobleme)
  • Rotwein
  • wenig Kartoffeln
  • generell sehr wenig Alkohol
  • Gewürzmischungen und fertig gewürzte Produkte
  • natürlich Junk-Food 🙂

In klassischen Restaurants mit Hausmannskost verzichte ich auf – äh – alles und esse Salat ohne Fertigdressing, nur mit Essig und Öl 🙂 Zum Glück gibt es bei Restaurants jede Menge vegetarische und vegane Alternativen in Bioqualität, da finde ich immer etwas. Hauptsache, es ist nicht scharf (das vertrage und mag ich nämlich gar nicht!!! – auch kein bisschen scharf, nada, absolut gar nicht – da verstehe ich keinen Spaß!)

Ich möchte noch ergänzen, dass ich keine Zöliakie oder andere manifeste Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Intoleranzen habe.
Die Veränderung meiner Ernährungsgewohnheiten tut mir gut und ich spüre, dass es jetzt das Richtige für meinen Körper ist. Immer wieder probiere ich aber unterschiedliche Nahrungsmittel aus und schaue, ob sie mir guttun und ich mich wohlfühle. Also ist meine Ernährung auch nicht statisch.
Generell versuche ich, mich reizarm, überwiegend basisch und vor allem entzündungshemmend zu ernähren. Chronische Entzündungen belasten das ohnehin schon gestresste Immunsystem. Durch meine Art der Ernährung möchte ich ein wenig Ruhe in meinen lieben Darm bringen. 🙂

Meine Hashimoto Ernährung

Hashimoto Ernährung, viel Gemüse und Obst

Obst und vor allem Gemüse sind logischerweise meine Hauptnahrungsmittel. Ab und zu esse ich Fleisch, meist Biohühnchen oder Bio Schweinefleisch und Fisch. Fürs Frühstück habe ich begonnen mir glutenfreies Brot zu backen (ohne Hefe), das es mittlerweile in vielen Supermärkten zu kaufen gibt. Wenn man sich in Bioläden umsieht, findet man doch sehr viele Alternativen zu den gewohnten Nahrungsmitteln. Da muss man sich nur ein wenig durchprobieren. Am besten testen womit man sich am wohlsten fühlt und dem eigenen Körper vertrauen.

Mittlerweile gibt es auch einige Kochbücher speziell für Schilddrüsenerkrankte. Ich selbst habe aber noch keines ausprobiert, da ich generell nicht gerne koche…

Ich weiß, das klingt alles furchtbar langweilig, freudlos und genussfern. Für mich bedeutet es aber Lebensqualität. Da ich die positiven Effekte spüre, fällt es mir auch überhaupt nicht schwer, mich daran zu halten. Zu Beginn hat es mir geholfen, mir einzubilden, dass ich vor manchen Nahrungsmitteln regelrecht Ekel empfinde. Und schon konnte ich mit Leichtigkeit darauf verzichten. So als kleiner Trick am Rande.

UND manchmal trinke ich sogar Alkohol. Das ist so eine der sehr wenigen Sünden, die ich mir gönne. Dann am liebsten Cremant oder Weißwein. Trinke ich ein Glas zu viel rächt sich das nachts und am nächsten Tag durch rheumaähnliche Schmerzen in Armen und Beinen… Aber was solls, da muss ich dann durch. Zu einem Gläschen in geselliger Runde mag ich nämlich nicht nein sagen!

Hashimoto und Nahrungsergänzungsmittel

Richtig schwierig ist der Verzicht auf Zucker, da er in so vielen Getränken und Nahrungsmitteln einfach drin ist. Also versuche ich einfach offensichtliche Zuckerquellen zu meiden. Manchmal esse ich aber vegane Kekse und verwende alternative Süßungsmittel wie Kokosblütensirup, Reissirup, Agavendicksaft oder Bio-Honig.

Zusätzlich zu meiner Ernährungsumstellung nehme ich noch einige Nahrungsergänzungsmittel (nach vorausgegangenem ärztlichen Check). Dazu gehören Selen, Eisen, Vit.B12 (hauptsächlich wegen meiner lästigen kribbelnden Beine), Magnesium, Zink, Omega3, OPC (OligoPolyphenol) Vit.C und Heilerde für die Darmflora. Ich verzichte auf Jodsalz.
Grundsätzlich versuche ich Nahrungsmittel, vor allem Fleisch und Gemüse, in Bioqualität zu kaufen. Da gutes Biofleisch recht teuer ist, gibts davon auch eher selten etwas, dafür freue ich mich dann umso mehr darauf 🙂

Mir ist es wichtig, meinen Körper nicht noch zusätzlich mit diversen Schadstoffen zu belasten bzw. so wenig wie möglich Schadstoffe zu mir zu nehmen. Das ist aber nur mein Empfinden.

Ernährung bei Hashimoto Thyreoiditis

Höre auf deinen Körper

Generell kann ich nur jeder raten, die mit Autoimmunthyreoiditis konfrontiert ist, im Selbstversuch herauszufinden, was man verträgt und was nicht. Das kann ich gar nicht genug betonen. Am Besten du machst dir eine Liste mit Symptomen und konzentrierst dich auf einzelne Lebensmittel, die du in Verdacht hast, dass du sie nicht verträgst.
Grundsätzlich gibt es nicht DIE Hashimoto Ernährung. Dazu ist das Krankheitsbild zu vielfältig und die jeweilige Ausgangssituation zu individuell.

Mittlerweile habe ich mich gut mit der veränderten Ernährung arrangiert und sie ist kein Thema mehr für mich. Wenn wir irgendwo hin gehen und ich schon vorher weiß, dass es mit dem Essen schwierig wird, nehme ich mir einfach etwas mit. So habe ich z.B. beim Kaffeebesuch bei Freunden ein wenig Hafermilch dabei und Trockenfrüchte gegen den Heißhunger. Außerdem achte ich darauf, meine Ernährung nicht ständig zum Thema zu machen, da ich es mühsam finde, mich zu rechtfertigen, wenn andere nicht verstehen “wie ich SO leben kann”…. *rolleyes*

Ich weiß, es ist ein mühsamer Weg für sich die richtige Balance zu finden, wird aber bestenfalls mit mehr Lebensqualität und Wohlgefühl belohnt! Und das ist richtig viel wert!

Anmerkung: Ich nehme im täglichen Wechsel L-Thyroxin 100 und 125 Mikrogramm. Der Wechsel deshalb, weil ich mich, nach langem Ausprobieren, damit am Wohlsten fühle.

*fett gedruckt sind meine Symptome

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