Für mich ist mutig sein, etwas sehr Persönliches. Ich denke, je nachdem, welche und wieviele Ängste man als Mensch mit sich rum schleppt.
Mutig sein hat sicher auch etwas zu tun mit dem Ausweiten der eigenen Komfortzone. So geht es mir zumindest. Das können auch Kleinigkeiten sein, die für andere gar nicht spektakulär wirken.
Manchmal kommt es einem so vor als träfen nur andere mutige Entscheidungen. Doch wer bestimmt eigentlich, was Mut wirklich ist? Mutige Entscheidungen treffen wir alle, jeder Mensch so wie es sich für ihn anfühlt.

Mut passiert auch im Kleinen – im Alltag.

Sozusagen in unserer eigenen kleinen Lebensrealität. Und zwar wortwörtlich.

Den Mut innezuhalten und das Leben zu betrachten. Oft hindert uns unser Sicherheitsbedürfnis daran eine mutige Entscheidung zu treffen. Es ist die Angst vor dem Unbekannten, nicht einschätzen zu können, welche Folgen eine Entscheidung womöglich hat und sie zu bereuen.
Dann kommt noch die Angst vor Scham dazu und die Angst, auf das Unverständnis unserer Umgebung zu stoßen und natürlich die Angst vor dem Scheitern. Ängste gibt es also genug, die uns immer wieder vorgaukeln, dass der Status Quo schon ganz in Ordnung ist und man ja nicht dringend eine mutige Veränderung braucht.
Das stimmt schon so. Ich finde aber trotzdem, dass unserer Gesellschaft ein wenig mehr Mut guttun würde. Ab und zu über die Motive nachzudenken, die uns dazu bewegen alles beim Alten zu lassen, denn womöglich verpassen wir sonst die Chance auf etwas Großartiges.

Je mehr du dem Leben vertraust, desto mutiger wirst du

Als Teenager, während der Hochphase meiner Autoimmunerkrankung war ich viel allein, hatte viel Zeit mir allerlei Gedanken zu meinem Ist Status und meinem künftigen Leben zu machen.
Damals wurde Mut zu meinem besten Freund. Ich habe mich irgendwann dazu entschieden, mein Leben so anzunehmen wie es war, nicht damit zu hadern sondern das Beste daraus zu machen und neugierig in die Welt zu schauen. Ich hatte zum Glück die Unterstützung meiner Eltern. Aber trotzdem war es meine Entscheidung mich gegen trostlose Zukunftsvisionen zu entscheiden und dagegen, mich in mein Schicksal zu ergeben.


Zu der Zeit ging es um fundamentale Auswirkungen auf mein weiteres Leben wie Einschränkungen in der Berufswahl und die tägliche Alltagsbewältigung.
Und siehe da, es hat sich alles zum Guten gewandt. Das Leben geht nämlich einfach weiter, egal wie sehr wir damit hadern und wie sehr wir jammern und wie elend wir uns fühlen.
Heute bin ich dankbar, dass ich früh mit Ängsten und vor allem Zukunftsängsten konfrontiert wurde. Gleichzeitig aber auch gelernt habe, Vertrauen zu haben. In mich und das Leben im Ganzen.

Mutiger Bär - mutig sein
Mutiger Bär und mutiger Hase sind Werke des Malers Jürgen Elwert

Mut hat viele Gesichter

Für mich ist mutig sein die Würze meines Lebens. Ich liebe Veränderung und ich liebe unvernünftige Entscheidungen. Unvernünftig, weil nicht angstbestimmt und einem tiefempfundenen Impuls folgend.

Die Menschen um uns herum geben uns oft Tipps beeinflusst von ihren eigenen Ängsten und Unsicherheiten. Selten trifft man auf jemanden, der die Fähigkeit besitzt dich als Person zu sehen, so wie du bist und sich unabhängig von seinen eigenen Grenzen in dich hineinzuversetzen.

Das macht es noch wichtiger, sich selbst zu vertrauen!

Die Sache mit dem Mut ist manchmal gar nicht so leicht. Wenn mich mal und das passiert ab und zu, die Angst im Griff hat, stelle ich mir folgende Fragen:

  • Was wäre das Schlimmste, dass mir in dieser Situation passieren könnte?
  • Was wäre schlimmer, in der Situation zu verharren oder den Schritt zu wagen und Neues auszuprobieren?
  • Wie hoch ist meine Leidensgrenze?
  • Wie wichtig ist mir die Meinung anderer?

Für mich ist die Entscheidung oft eindeutig. Wenn ich das Gefühl habe, in meinem Leben irgendwie festzustecken, suche ich nach Lösungen. Das dauert manchmal länger als mir lieb ist.
Ich versuche dann mein Leben wie ein unabhängiger Beobachter von außen zu sehen. Das hilft mir bei der nüchternen Analyse des Ist Zustands.

Zu Mut gehört auch Kraft und Energie und beides habe ich nicht immer. Gerade in einer Krise habe ich oft das große Ganze nicht im Blick, weil ich zu sehr mit meinem Problem beschäftigt bin. Dann hilft alles nichts und ich brauche Geduld und muss meinen Mut erstmal sammeln, damit ich dann die für mich richtige Entscheidung treffen kann. Und manchmal reicht auch das nicht aus. Gesellschaftliche und familiäre Erwartungen sind manchmal regelrecht lähmen, wenn man in so einer Situation den Mut für Veränderung nicht findet, ist das ok. Vielleicht war es dann nicht der richtige Zeitpunkt. Es ist auch mutig, das zu akzeptieren.

Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohl überlegt leben. Intensiv leben wollte ich, das Mark des Lebens in mich aufsaugen. Um alles auszurotten, was nicht Leben war, damit ich nicht in der Todesstunde inne würde, dass ich gar nicht gelebt hatte.


Henry David Thoreau

Dieses Zitat hat mir seit meiner Pubertät immer sehr viel bedeutet und tut es noch (wie für viele :)). Tatsächlich ist es eine meiner größten Ängste, (getoppt nur durch die Angst meine Kinder und meine Familie zu verlieren) mein Leben nicht intensiv zu leben und voll auszukosten.


Immer wenn ich es lese fühle ich mich freier, selbstsicherer und weiß, dass nicht wirklich etwas passieren kann, wovor ich mich fürchten muss.
Es hat nichts damit zu tun immer glücklich zu sein oder materielle Dinge anzuhäufen. Es hat damit zu tun, sich selbst zu kennen und zu akzeptieren mit allen Schwächen aber auch den tollen Eigenschaften.
Alle Aspekte die so ein Leben zu bieten hat zu erleben, daran zu wachsen und irgendwann auf einen großen Lebensschatz zurück blicken zu können.

Auf Schmerz, Verlust und Trauer und Liebe und Freude und Glück. Mit allem, was dazu gehört. Ich möchte sagen können, ja, ich habe mein Leben genossen, habe aus ganzem Herzen gelebt!

Hier findet ihr die Seite des Künstlers 🙂

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